Monatsspruch für Oktober

All mein Sehnen, Herr, liegt offen vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen. (Psalm 38, 10)

Ich flehe Gott voller Inbrunst an, und hoffe, gehört zu werden. ich hoffe auf Gottes Nähe und seinen Schutz. Meine Seufzer sind laut und vernehmlich. Es klingt wie eine Anklage. Die Last meines Herzens wiegt so schwer, dass es fast daran zerbricht. Mein Leid und mein Schmerz lassen mich krumm und gebückt gehen. Ich fühle mich von aller Welt verlassen.

Wie gut, dass wir in unserer Verzweiflung all unsere Nöte vor Gott ausbreiten können. Das Sehnen nach seiner Hilfe erwächst aus unserem Glauben. Jörg Zink sagt: „Der Herr ist nahe bei denen, die an sich selbst verzweifeln. Er hilft denen, die unter ihrer Schuld zerbrechen, denen die Lasten zu schwer sind und nimmt ihre Schuld von ihren Herzen.“ Unser Sehnen liegt offen vor Gott – unser Sehnen nach Frieden und nach Aufrichtigkeit der Menschen untereinander.

Wie sehr seufzen wir, wenn wir die täglichen Nachrichten zurzeit hören. Sie berichten von Attentaten, von Hungersnot in vielen Ländern Afrikas und dem Wassermangel dort. Und wir erfahren von Waffenexporten, die in die geschundenen Gebiete in der Welt getätigt werden. Wir rufen zu Gott, er möge den Mächtigen der Welt die Einsicht schenken, dass die Menschen sich nach Frieden, Sicherheit und Glück sehnen.

Ich kann beobachten, dass die Sehnsucht der Menschen nach Religiosität zunimmt, der Kirchbesuch aber eher abnimmt. Sehnen sich junge Leute in anderer Weise nach Gott als ältere? Verstehen Kirchenferne unsere Feste und Gottesdienste in der Art, wie wir sie feiern, so, wie sie gemeint sind? Geben diese nicht nur Raum zur Buße, zum Seufzen und Klagen, sondern auch Hilfe zur Stärkung, Hoffnung und Trost? Trauen wir uns, unsere Schuld in der Gemeinschaft laut vor Gott zu bringen oder tun wir das vielleicht nur am Karfreitag und zu Buß-und Bettag? Kommen im heutigen Sprachgebrauch die Worte „Sehnen und Seufzen“ noch vor? Es lohnt sich, über das alles nachzudenken, ihm nachzuspüren.

Dennoch aber vertrauen wir fest darauf: Trotz aller Probleme und Verzweiflung hat Gott uns sein Geleit zugesagt.

Segenswunsch: ich wünsche Dir Zeit, um Dich selbst zu besuchen. Um Dich einzuladen auf eine Tasse Kaffee oder Tee, Dich zu fragen: Wie geht es Dir? Und Dir dann freundlich zuzuhören. Ich wünsch Dir, dass Du spürst: Einer sitzt mit Dir am Tisch. Du und das was Dich bewegt sind gut aufgehoben bei ihm. Amen.

Gottes Segen für Sie und Ihre Lieben wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Evelin Franke.

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