Monatsspruch Juli 2019

Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. (Jakobus 1, 19)

Eine häufige Ursache zwischenmenschlicher Konflikte ist fehlende oder unzureichende Kommunikation. Wir reden viel und reagieren schnell, meist nehmen Emotionen bereits vorder Beendigung einer Aussage überhand. Wir reagieren, bevor wir hören. Wir sind auf 180, so drücken wir es aus, wenn der Blutdruck steigt und der Brüller sich schon den Weg ins Freie sucht. In der Psychologie ist „aktives Zuhören“ ein eigenes Forschungsthema. Jemanden wirklich zuzuhören erfordert Aufmerksamkeit, Konzentration, Willen und Übung.

Ein menschliches Grundbedürfnis ist es, gehört und gesehen zu werden. Der Vers in Jakobus ist an die Christengemeinde Jesu gerichtet, Hintergrund des Briefes könnten Streitigkeiten und Missverständnisse der paulinischen Schriften innerhalb der Gemeinden gewesen sein. Es geht um das Hören des Wortes Gottes und die eigene Reaktion darauf – die emotionale Reaktion und die Handlungsreaktion. „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn“ beinhaltet zudem auch eine aktive Aufforderung, den Prozess des Zuhörens einzuüben und sich die Zeit und Stille dafür zu nehmen. Wer hören will, der kann nicht gleichzeitig reden. Wer hören will, der muss zunächst einmal still sein.

Das, was wir in der zwischenmenschlichen Kommunikation oftmals verpassen, wenn wir unseren Gegenüber nicht wirklich Zeit und Aufmerksamkeit schenken, um ihn zu hören und zu sehen, kann weitreichende Folgen mit sich bringen. Dinge, die nie so gesagt oder gemeint wurden und Dinge, die gesagt, aber nicht gehört wurden, schaffen emotionale Distanzierung, Isolation und Streitigkeiten. Wir sind darauf angewiesen, einander zu hören, wenn wirzwischenmenschliche Verbindungen schaffen wollen. Und noch viel mehr sind wir darauf angewiesen, das Wort zuhören, das uns Leben gibt und Handlungsanweisungen für ein gutes, lebensbejahendes Miteinander bereitstellt. Der Vers in Jakobus darf auch heute als eine Einladung, ein Hinweis und eine Aufforderung verstanden werden, sich die Zeit zu nehmen, Gottes Wort zu hören. Und er darf als eine Einladung und eine Erinnerung wahrgenommen werden, sich die Zeit zu nehmen, einander zu hören.

Viele gute Dinge nehmen im Kleinen, Unscheinbaren ihren Anfang. Vielleicht ist das Zuhören einer dieser Anfänge, die Großes bewirken. Eine Entscheidung, in die es sich lohnt, Zeit und Energie zu investieren. Gerade in diesen Tagen und Wochen, in denen wir unterwegs sind an den verschiedensten Urlaubsorten sind wir eingeladen, andere Menschen wahrzunehmen, wenn sie mit uns im Hotel oder der Herberge, auf dem Campingplatz oder in der Ferienwohnung wohnen. Gerade in den Ferien schenkt Gott uns die Zeit sein Wort in den verschiedensten Andachten und Gottesdiensten zu hören oder in der Bibel zulesen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Zeit.

Ihre Pfarrerin Evelin Franke

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