Orgelsymposium 29.-30.9.2023

 

 

 

Die Restaurierung der Fincke-Herold-Orgel in der Michaeliskirche stand beim 2tägigen Orgelsymposium in Buttstädt im Fokus.

Am Freitag, 29.09.2023, dem Michaelistag und somit auch dem Kirchweihtag der Michaeliskirche startete die Veranstaltung mit einer Andacht. Pfarrerin Evelin Franke sprach vom Schutzpatron der Kirche und der Stadt, dem Erzengel Michael. Sie schlug einen Bogen von der Einweihung der Kirche vor 513 Jahren bis hin zur Orgel, die seit über 45 Jahren nicht mehr gespielt wurde. Die Sanierung der Orgel war in der Kirchengemeinde nie wirklich aus dem Blickfeld verloren gegangen, jedoch weist die Kirche einige dringender zu lösende Probleme auf. Große Rissbildungen an West- und Südseite im Mauerwerk müssen zunächst behoben werden. Deshalb wurde die Sanierung der Orgel vorerst zeitlich ausgesetzt. Erst mit Bewilligung von Bundesfördermitteln im Jahr 2019 konnte das Ziel einer Sanierung wieder in erreichbare Nähe gerückt werden.  Es wurde bereits eine Bestandsaufnahme mit Sicherung der vorhandenen Einzelteile durch die Orgelbaufirma Schönefeld vorgenommen. Die Andacht wurde traditionell vom Posaunenchor der Kirchengemeinde musikalisch umrahmt, angeleitet vom Landesposaunenwart der EKMD Matthias Schmeiß. Anschließend wurde eingeladen in die Liebfrauenkirche, oder Coudraykirche, nach Rastenberg, um dort über die Sanierung der Schulze-Orgel informiert zu werden und sich auszutauschen. Herr Redmann und Herr Schneider vom Gemeindekirchenrat erzählten vom 10jährigen Weg über die Sanierung der Kirche bis hin zur Wiedereinweihung der Orgel in diesem Jahr. Anschließend gab Prof. Martin Sturm von der Musikhochschule Weimar ein eindrucksvolles Konzert, bei dem das gesamte Klangbild aus dem Jahre 1827 der Schulze-Orgel zu erleben war. Am Donnerstag vorher, vor dem Konzert, ist das letzte Register, Posaune 16, eingebaut worden. Das Konzert war also eine Premiere.  Die Blasebälge wurden dabei von 2 sportlichen Herren betrieben.

Am Samstag, 30.09.2023 startete das Orgelsymposium um 9 Uhr in der Michaeliskirche. Die interessierten Gäste konnten die Fincke-Herold-Orgel von aussen und innen inspizieren. Danach starteten die Vorträge im historischen Versammlungssaal des Rathauses Buttstädt. Es waren Orgelexperten eingeladen, die es fast alle ermöglicht haben, teilzunehmen. Präses des Kirchenkreises Apolda-Buttstädt Hans-Jürgen Bauer eröffnete das Symposium und begrüßte die Anwesenden. Er verlas ein Zitat vom Kantor Johann Tobias Krebs, der vor fast genau 300 Jahren eine Klage an die Stadtvogte Buttstädts schickte, in dem er seine „heulende“ Orgel bemängelte. Bürgermeister Hendrik Blose hielt sein Grußwort und erinnerte an das Jahr, in dem die Mittel aus dem Bundeshaushalt bewilligt wurden. Das Land Thüringen muss die Maßnahmen der Restaurierung der Kirche mitfinanzieren, wozu es bisher keine Zusagen gemacht hat. Herr Blose machte Hoffnung, da im nächsten Jahr Landtagswahlen seien und damit wieder Bewegung in die Sache kommt. Er erläuterte, dass in den vergangenen Bürgerforen die Kirche im Konsens mit der historischen Altstadt unbedingt erhalten werden muss. Christoph Zimmermann, Referent für Orgeln in der EKM, begrüßte ebenfalls die Anwesenden und stellte nun den Ablauf des Symposiums vor. Er sprach über die Geschichte des Instruments und den baulichen Zustand. Claudia Hegenberger, Mitglied im Gemeindekirchenrat und Orgelgremium, sprach über den gemeindlichen Kontext, dass diese Orgel wieder für liturgische als auch kulturelle Anlässe in der Gemeinde hergestellt werden sollte. Außerordentlich faszinierend war die musikwissenschaftliche Einordnung von Buttstädt und der Orgel durch Herrn Dr. Markus Zepf, Musikwissenschaftler des Bach-Archivs in Leipzig, Intendant des Bachfestes in Leipzig und Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er hatte in den Archiven des Bach-Archivs zum Bach-Schüler und späteren Kantor (ab 1721) in Buttstädt, Johann Tobias Krebs, geforscht. Er konnte den Beweis erbringen, dass J. T. Krebs in der Zeit von 1710-1717 von Johann Sebastian Bach, der damals in Weimar tätig war, unterrichtet worden war. Damit hatte Krebs Zugang zu den Werken Bachs, hat Abschriften angefertigt und somit zur Verbreitung und zum Erhalt der Kompositionen wesentlich beigetragen. Es wurden Abschriften von ihm gefunden, worin er Musikstücke individuell an die jeweiligen Orgeln in den verschiedenen Kirchen angepasst hatte. Herr Dr. Zepf verlas ein Grußwort von Michael Maul, deutscher Musikwissenschaftler und Autor, der leider nicht am Symposium teilnehmen konnte. Zur denkmalpflegerischen Bedeutung referierte Albrecht Lobenstein, Orgelsachverständiger. Er arbeitet auch für das TLDA, wenn es um Belange des Denkmalschutzes bei Orgeln geht. Er bestätigte, dass älteste Zeugnisse über das Wirken als Orgellehrer von Johann Tobias Krebs vorliegen. Eine Besonderheit ist, dass es ein Pedal f1 an der Fincke-Herold-Orgel gegeben haben muss, da Bachs Orgelwerke in F-Dur diesen Manualumfang benötigen, um gespielt werden zu können. Der denkmalpflegerische Ansatz ist, dass so viel wie möglich der historischen Struktur erhalten werden sollte, aber es stellt sich die Frage, ob eine solch aufwändige Ertüchtigung vertretbar ist.

Im Laufe der Veranstaltung kam Landrat Harald Henning dazu, trotz Terminüberschneidungen an diesem Tag. Er erwähnte in seinem Grußwort, dass es im Landkreis Sömmerda 70 Orgeln gibt. Beispiele für erfolgreiche Orgelsanierungen sind in Rastenberg und Großrudestedt zu finden. Er meinte, dass dort, wo das Zusammenwirken von kirchlicher und politischer Gemeinde funktioniert, man gemeinsame Erfolge verzeichnen könne. Er selbst versucht, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Es ist eine Freude für ihn, wenn im Gottesdienst eine echte Orgel erklingt. Er dankte den Anwesenden für ihr Engagement. Er zeigte sich erfreut, dass sich so viele Menschen mit dem nötigen Fachwissen zusammengefunden haben.

Zum Thema: „Was ist wünschenswert?“ kamen Anna-Victoria Baltrusch, Professorin an der EKH Halle und Organistin, sowie Organist Mike Nych, Kreiskantor im Kirchenkreis Apolda-Buttstädt, zu Wort.

Mit den Orgelbauern Andreas Saage, Joachim Stade und Konrad Dähnhardt wurde über die Machbarkeit der Sanierung der Orgel gesprochen und die Schwerpunkte festgehalten.

Nach der Mittagspause gingen die Anwesenden in eine Podiumsdiskussion, geleitet von Claus Fischer, welcher im MDR Kultur die Sendung „Orgelmagazin“ moderiert. Er gab den Impuls mit seiner Aussage: „Was ist ein guter Kompromiss? Dass alle Seiten damit unzufrieden sind!“ Er hatte im Archiv des Hörfunks nachgeschaut, aber leider konnte er keine Tonprobe der Buttstädter Orgel finden.

Zu Wort meldete sich auch der älteste Teilnehmer (93 Jahre) KMD i.R. Hermann von Strauch, der Anfang der fünfziger Jahre in Weimar studiert hat. Während dieser Zeit war seine Frau Organistin in Buttstädt und er hat oft auf der Buttstädter Orgel gespielt. Er vertrat die Meinung, man solle die Besonderheiten der Orgel im Blick behalten. Jede Orgel hat ihre spezifische Eigenart und braucht Musiker, die damit umzugehen wissen. Prof. Martin Sturms Meinung war, die Bauform aus dem Jahre 1724 solle die Vorgabe zur Sanierung sein. Herr Zimmermann schlug vor, soweit möglich, zu versuchen, die Orgel unter Wind (in Betrieb zu nehmen) zu setzen und zu schauen, was noch funktioniert und wie es klingt. Orgelbauer Joachim Stade vertritt die Ansicht, dass die Orgel eine solide Qualität aufweist. Man solle nach einem musikalischen Konzept suchen, die Orgel solle als Musikinstrument schlüssig sein und wirken. Die vorhandenen Teile aus dem 19. Jahrhundert sind erhaltenswert. Dr. Zepf weist auf das Alleinstellungsmerkmal der Orgel, den Bachschüler Johann Tobias Krebs, hin. Die Frage, was kann man von dem gewachsenen Zustand übernehmen, stellt sich. Dazu müsste 1. ein musikalisches Konzept erstellt werden und 2. untersucht werden, was man mit den vorhandenen Teilen ergänzen kann. Die Empfehlung von Herrn Heuschel ist, eine Orgelkommission zu bilden. Kreiskantor Mike Nych meint, dass die Kirchengemeinde unbedingt beim Sanierungskonzept einbezogen werden solle. Dr. Sturm erinnert daran, dass der Klang der Orgel Menschen über Generationen verbinden wird und daher eine Sanierung dazu beiträgt. Präses des Kirchenkreises, Hans-Jürgen Bauer hielt das Schlusswort. Es wird ein langfristiger Prozess zur Findung eines Konzeptes, so Herr Bauer. Vordinglich ist die Sanierung der Michaeliskirche, was vorangetrieben werden muss. Jedoch sollte man darüber das Konzept der Orgelsanierung nicht aus dem Blick verlieren.

Zum Abschluss des Symposiums wurde nach Buttelstedt in die Nicolai-Kirche eingeladen, wo Kantorin Svenja Reis von der Sanierung der Weißhaupt-Orgel erzählte und anschließend in einem Kurzkonzert das Klangspektrum präsentierte.

Ein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten, die dieses Orgelsymposium organisierten und mitgestalteten. Besonderen Dank möchten wir der evangelischen Kirchengemeinde Rastenberg und der evangelischen Kirchengemeinde Buttelstedt aussprechen, die ihre Kirchen für die Besichtigungen und die Konzerte geöffnet hatten.

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Buttstädt

Andacht für Oktober und November 2023

„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn. Drum dankt ihm dankt und hofft auf ihn.“ So lautet der Refrain des bekannten Erntedankliedes von Matthias Claudius – Wir pflügen und wir streuen.

Liebe Gemeinde, das Fest zu „Erntedank“ ist wohl fast so alt wie die Menschheit selbst, denn seit Menschen sesshaft wurden, versuchen diese, ihre Umgebung urbar zu machen und der Erde ihren Lebensraum abzuringen, in Bahnen zu lenken, berechenbarer zu machen, kurz: zu bebauen. Dabei ist der Mensch unermüdlich und reichlich kreativ und erfinderisch. Gleichzeitig macht er auch immer wieder die Erfahrung, dass Sorgen, Mühen und Pflegen ihre Berechtigung und auch ihre Notwendigkeit haben, zugleich aber Wachsen und Gedeihen letzten Endes unverfügbar bleiben. Der Dank, der dieser Erkenntnis folgt, hat im Glauben eine Adresse. – „Na, heute schon gedankt?“ Gedankt – nicht als Reaktion auf den mahnenden Zeigefinger „Was sagt man?“ sondern als Herzensangelegenheit, als tiefes inneres Bedürfnis. Dank bedeutet abschließen zu dürfen: Es ist gut. Ich habe meinen Teil getan. Gleichzeitig weiß ich, Gott, es ist nicht einzig mein Verdienst, was mir geschenkt ist an Wachsen und Werden.

„Na, heute schon gedankt?“- Ich habe es nicht einzig in der Hand. Wachsen und Werden heißt immer auch Lassen und am Ende als Geschenk annehmen können, was geworden ist. Matthias Claudius beschreibt es ganz poetisch: Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen liegt in des Himmels Hand. Und gerade in diesem Jahr erlebe ich den Dank sehr bewusst. Wenn ich mir die großpolitische Lage in der Welt ansehe und von Erdbeben und Fluten höre und sehe, merke ich ganz schnell: es ist eben nicht selbstverständlich, dass wir ernten dürfen, von dem, was gesät ist. Es tut mir gut zu wissen, dass all mein Dank nicht ins Leere geht, sondern eine Adresse hat, bei welcher der Dank Gehör findet. Und es tut mir gut, mich im Dank nicht allein zu wissen, sondern, dass ich gemeinschaftlich mit anderen Danken kann, gerade im Erntedankgottesdienst.

„Na, heute schon gedankt?“ Danke, für diesen guten Morgen. Danke für jeden neuen Tag. Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag. Das tut so gut, dieses Lied zu singen und mit einem Mal bekomme ich einen neuen Blick auf mein Leben, wenn ich wieder einmal nicht weiß, welchen Joghurt ich aus dem Kühlregal nehmen soll.

Mit herzlichen Grüßen für Sie und Ihre Lieben – Ihre Pfarrerin Evelin Franke

Andacht für Juli, August und September 2023

Urlaubs-Zeit

„Was macht ihr denn dieses Jahr im Urlaub?“

Was macht ihr denn dieses Jahr im Urlaub? Unsicher schaue ich den Frager an: „Wir machen im Urlaub … Urlaub natürlich und sonst nichts!“ Unverständnis schlägt mir entgegen, weil man im Urlaub angeblich etwas machen muss, weil man die wertvollste Zeit im Jahr nutzen muss, weil man etwas erleben und verreisen muss. Urlaub will geplant, strukturiert und ausgekostet sein, höre ich aus dem Gespräch heraus und verstehe es nicht.

Urlaub ist für mich anders. Alles im Leben hat seine Zeit, wie man in Prediger 3 nachlesen kann und nach der Zeit für Arbeit und Mühen und Pläne und To-do-Listen ist Urlaub für mich die Zeit, einmal auf all das zu verzichten. Im Urlaub möchte ich Zeit haben und morgens planlos aufstehen und mich vom Tag überraschen lassen.  Ich möchte Zeit für ein langes Frühstück mit der Familie und spontane Einfälle haben. Im Urlaub möchte ich die Füße in einem Bach und meine Seele in Gottes guter Welt baumeln lassen.

Das Wort Urlaub bedeutete ursprünglich Erlaubnis und stand für die Erlaubnis des Arbeitgebers, sich eine Zeit lang von der Arbeit zu entfernen. Heute ist diese Erlaubnis selbstverständlich geworden und deswegen bedeutet Urlaub für mich, die normalen Bahnen meines Lebens zu verlassen und einfach in dieser wunderbaren Zeit das zu tun, was mir gerade ganz spontan gefällt und gut tut.

Und wenn das gelingt, dann geht es mir mit meiner Urlaubs-Zeit so, wie es der Prediger am Ende seine Auflistung von den Lebenszeiten schreibt:

„Da merkte ich, dass es nichts Besseres gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Prediger 3, 12 – 13)

Einen schönen Urlaub wünscht Ihnen und Ihren Lieben

Evelin Franke

Und vergessen Sie nicht: Am 7. Tag der Schöpfungsgeschichte ruhte Gott sich auch aus. Vielleicht legte er sich in eine Hängematte und ließ sich selbst einen guten Mann sein 😊

Ihre Pfarrerin E. Franke

Andacht für Mai und Juni 2023

Wie lieblich ist der Maien…

so beginnt das bekannte Lied, das Martin Behm 1606 erstmals veröffentlichte. Wir kennen dieses Lied meist auswendig…

 

Ist der Mai lieblich? Jeder Mai ist anders. Er kann mit sommerlichen Tagen glänzen. Der Wonnemonat kann aber mit den Eisheiligen auch den Winter zurückbringen. Jeder Mai ist anders. Wie er wird, haben wir nicht in der Hand. Dem Wetter sind wir ausgeliefert. Das passt nicht recht zu dem Selbstverständnis, das wir gern von uns pflegen. Ich meine die Idee, dass man alles im Griff hat.

Es steht nicht alles in unserer Hand. Schon das Wetter kann uns trotz all der wohlentwickelten Technologien einen Strich durch unsere Rechnung machen. Und dies nicht nur im launischen April. Die Grenzen unserer Kontroll- und Einflussmöglichkeiten führt uns das Wetter in jeder Jahreszeit vor Augen. Es mahnt ausgerechnet uns mit unserer manchmal weltweiten Vernetzung daran, wie klein doch im Grunde der menschliche Wirkungs- und Wirksamkeitskreis ist.

Unsere Wirkungskreise, die Kreise unserer Wirksamkeit unterscheiden sich. Wenige sind von imponierender Reichweite, viele werden als zu beschränkt empfunden. Unsere Wirkungskreise, die Kreise unserer Wirksamkeit, sie verändern sich zudem im Lauf des Lebens. Letztlich bleiben sie alle klein. Das mag zu unserem Selbstbild passen oder nicht. Der menschliche Spielraum bleibt trotz aller erstaunlichen Möglichkeiten begrenzt. Allerdings: Wir leben nicht mehr – wie der Dichter der Zeilen „Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottes Güt‘, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht“ – im 16./17. Jahrhundert. Unsere Lieder klingen anders. Oft weniger getragen. Und sicher am 1. Mai, am Tag der Arbeit, auch mitreißender. Vielleicht blicken wir gerade, weil unsere Lieder so anders klingen, mit Neugier auf die Lieder von früher. Was hatten die Menschen damals zu sagen, kann man fragen. Und: Haben sie vielleicht uns noch etwas zu sagen?

 

Das Lied ist auch gleichzeitig ein Gebet. „Herr lass die Sonne blicken, ins finstre Herze mein…“Ob wir noch so beten können, weiß ich nicht. Viele bringen wohl noch immer Gottvertrauen wie Behm auf, einfach weil sie erfahren, dass ihnen allein aus eigener Kraft nichts gelingt. Anderen ist das nicht möglich. Sie brauchen das Wissen von der eigenen Effektivität, die Freude an den eigenen Resultaten als Lebenselixier. Manche schließlich brennen aus unter der Last der eigenen Ideale. Unser altes Kirchenlied steht zu solchen Idealen im Kontrast. Vielleicht in einem heilsamen Gegensatz.

Es lädt dazu ein, den Gott, dessen Wirkungskreis unseren übersteigt, als Helfer hinzuzubitten. Gott wird als Helfer angerufen, damit mitten im Kreis menschlicher Wirksamkeit und sehr wohl auch dank unserer Kraft die Pflanzen blühen, an denen wir uns freuen. Unsere Arbeit wird durch diesen Helfer nicht entwertet. Sie wird aufgewertet. Gilt sie doch als derart kostbar, dass ihr Gelingen sogar dem Schöpfer ans Herz gelegt wird.

Als Wonnemonat gilt der Mai, der mit dem Tag der Arbeit beginnt und uns zahlreiche Feiertage beschert. Zum Paradies macht er die Erde damit nicht. Hoffnungen lässt er zwar sprießen. Garantien stellt er nicht aus. Jeder Mai ist anders. Er langweilt jedenfalls nicht. Das Vogelgezwitscher im Mai weckt uns oft früher. Neue Gelegenheit bietet der liebliche Mai. Zum Innehalten, zum Wirksamkeit- Wagen. Und zur Hoffnung auf den, dessen Wirkungskreis die unseren weit übersteigt.

Eine gesegnete und erfüllte Zeit wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Evelin Franke

 

Andacht für März und April 2023

Monatsspruch April: „Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende. Römer 14,9

Liebe Gemeine, dieses Wort aus dem Römerbrief gehört zur Liturgie im Trauergottesdienst. Bei jeder christlichen Trauerfeier gehört dieses Wort zum Abschiednehmen dazu.  – Genauso bekennen wir im Glaubensbekenntnis: Christus …am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes. Von dort wird er kommen zu richten, die Lebenden und die Toten… Dieser Satz ist eine hoffnungsvolle und zukunftsweisende Aussage unseres Glaubens.

Der Monatsspruch sagt es: Jesus Christus, er ist nicht nur lebendig geworden und gestorben, so wie es das Schicksal ist von allem, was lebt. Nein, er ist auch gestorben und wieder lebendig geworden. Er hat den Horizont überschritten und ist in dieses Land gereist, das uns verschlossen bleibt. Er hat besucht, die dort wohnen und gesehen, was unseren Augen verschlossen bleibt.

Die Bibel schenkt uns Bilder von dem, was auf der anderen Seite ist. Bilder, die wir uns ausmalen können, die wir weiterträumen können.

Gott selbst wohnt dort. Er selbst macht groß, die gering geachtet waren. Traurigen wischt er die Tränen ab. Schmerz, Leid und Geschrei sind vergangen. Verschwunden ist die Grenze, die uns trennte. Da ist Leben in Fülle, das bleibt.

Wir dürfen uns in diesen Bildern bewegen, sie reichen schon jetzt in unsere vergängliche Zeit. Und sie schenken uns Hoffnung für die, die schon gegangen sind.

Jesus Christus, der im Diesseits war und im Jenseits, er verbindet uns miteinander. Ich stelle mir vor, wie er auf der Grenze steht, die allein er überbrückt. Eine Hand reicht er uns, die wir auf der Erde wohnen, die andere reicht er denen, die vor uns gegangen sind, deren Zuhause der Himmel ist. So schließt er den Lebenskreis über den Tod hinaus.

Wir sind gut aufgehoben, diesseits und jenseits des Horizonts. Bei ihm, der sein Leben mit uns teilt, in der Zeit und in der Ewigkeit.

Mit dieser Zuversicht dürfen wir leben und auch die Schwelle überschreiten.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Zeit.

Ihre Pfarrerin Evelin Franke